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„Gesundes Unternehmen“ in Gold?!

„Gesundes Unternehmen“ in Gold?! published on

Verleihung des Zertifikates „Gesundes Unternehmen“ in Gold an die Flughafen München GmbH (FMG) im Februar 2017

Die Flughafen München Gesellschaft (FMG) ist der erste Arbeitgeber der Region, der die höchste zu verleihende Auszeichnung der AOK erhalten hat. Damit wird gewürdigt, dass die FMG „sich intensiv um die Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz“ beschäftigt (s. FORUM v. 1. März 2017). Der BV Freising hat in einem Brief an Herrn Direktor Heinrich Hecht, Leiter der Direktion Freising der AOK Bayern, Bedenken zum Ausdruck gebracht und um ein Aussprache gebeten. Dieser Wunsch wurde abgelehnt.

Wir begründen unsere Bedenken wie folgt und fordern die AOK Freising auf, den Preis zurückzunehmen und bei künftigen Preisverleihungen die gesundheitlichen Aspekte einer Arbeitssituation umfassend zu berücksichtigen.

Sachverhalt

Bei der Preisverleihung an die FMG wurden gesundheitliche Kriterien einseitig auf körperliche Belastungen bezogen und dabei Gefährdungen durch die für Flughäfen typischen Schadstoffeinwirkungen (z.B. UHC, CO, NOx und Ultrafeinstaub) verkannt.

Der AOK sollte bekannt sein, dass offiziell nur PM10 und PM2,5 – Feinstäube gemessen werden, ultrafeine Partikel (UFP) hingegen nicht. Für sie gibt es keine gesetzlichen Regelungen. Dennoch sind sie in großen Mengen vorhanden. Da alle Feinstaubpartikel aus Motoren und Triebwerken zusätzlich mit toxischen und kanzerogenen Molekülen behaftet sind, lässt sich kein Grenzwert definieren; geringste Mengen können krankheitsauslösend sein. UFP belasten die Atemluft besonders dort, wo viele Hochleistungsturbinen und Flugzeuge in Betrieb sind. Je kg Kerosin entstehen etwa 1015 ultrafeine Ruß-Partikel.

Die Messungen, die der BV Freising durchgeführt hat, ergaben besorgniserregende Werte. Die Konzentration der Partikel in der Luft nimmt zu, je näher man dem Flughafen kommt. Die  höchsten Konzentrationen wurden am Flughafen gemessen (bis zu 115.000 Partikel /ccm), während die Grundbelastung der Luft etwa 3500 p/ccm betrug. Diesen und anderen Schadstoffbelastungen betreffen die Arbeitsplätze der FMG unmittelbar.

Weltweit gibt es eine große Zahl vergleichbare Messungen mit annähernd gleichen Ergebnissen (wissenschaftliche Veröffentlichungen zu den Flughäfen Los Angeles (LAX), Schiphol (AMS), Kopenhagen (CPH), Frankfurt (FRA) u.a.). Übereinstimmend sind Aussagen und Befunde der Medizin zu der Wirkung der UFP. Sie sind lungengängig, an sich schon blutverdickend und transportieren, wenn sie aus der Kerosinverbrennung kommen, zusätzlich toxische und karzinogene Moleküle auf ihrer (insgesamt großen) Oberfläche.

Die FMG-Arbeitsplätze sind diesen Einflüssen mehr als andere ausgesetzt und werden dafür von der AOK ausgezeichnet. Dies ist nicht nur unangemessen sondern stellt die Realität auf den Kopf. Darüber hinaus wird die Öffentlichkeit in einer Weise getäuscht, die mit verantwortungsbewusstem Handeln nicht mehr zu vereinbaren ist. Das kann nicht im Sinne der AOK sein. Um Gesundheitsrisiken von Bürgern fernzuhalten, ist es notwendig, sachlich und umfassend die Gesundheitsrisiken für Mitarbeiter der FMG und aller Subunternehmer zu bewerten. Dabei dürfte sich sehr schnell herausstellen, wie hoch das reale Risiko für Flughafenbeschäftigte einzustufen ist und wie unangebracht die von der AOK verliehe Auszeichnung ist. Damit einhergehende Richtigstellungen werden die AOK nicht schwächen sondern der Öffentlichkeit Verantwortungsbewusstsein demonstrieren.

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